Elisabeth Ruhmann wuchs in einem christlich geprägten Elternhaus in Hamburg-Borgfelde auf. Nach dem ersten schweren Bombenangriff auf Hamburg im Sommer 1943 zog Elisabeth mit ihren beiden Kindern umgehend nach Tornesch ins Esinger Moor zu ihrer Stiefschwester. Mit dem deutlichen Bewusstsein, in welche Gefahr sie sich brachte, versteckte Frau Ruhmann nach dem Sommer 1944 eine jüdische Familie in einem leer stehenden alten Wochenendhaus am Tütenweg. Dies blieb in der Nachbarschaft nicht unentdeckt. Darauf angesprochen, ob sie nicht Angst um Verhaftung und ihre eigenen Kinder habe, entgegnete Frau Ruhmann, sie müsse aus christlicher Liebe so handeln.[1]
Ihre Tochter Helma Thielemann, geb. Ruhmann, erinnert sich: „Im Spätsommer 1944 wurde meine Mutter von einem Nachbarn gefragt, ob sie nicht in ihrem Wochenendhaus eine jüdische Familie aufnehmen könne. Der Nachbar selber hatte viel Platz; aber er war im Hamburger Hafen beim Zoll als Beamter beschäftigt. Unser Wochenendhaus stand leer, wir waren gerade in ein massives Behelfsheim gezogen. Meine Mutter wusste um die Not der Menschen. (Sie hatte im Herbst 1942 ihren Bruder im KZ Neuengamme verloren. Dieser hatte schon ab Mitte der 1930er Jahre jüdische Ingenieursfamilien über die Grenze nach Holland und Dänemark gebracht.) So sagte sie ja. Für sie war es Gottes Gebot. Diese Familie wohnte ca. 4-5 Wochen bei uns. Die Betreuung mit Nahrung wurde nur im Dunkeln getätigt. Eines Tages war die Familie bei Nacht und Nebel verschwunden. Ob meine Mutter die Namen wusste und wohin die Familie ist, weiß ich nicht; darüber hat meine Mutter nie gesprochen.
Zurück blieb ein goldenes Kettenarmband, auf der Schließe befindet sich eine Lutherrose. Es ist in meinem Besitz.“ [2]
Autorin des Beitrages: Annette Schlapkohl, Tornesch.