Anna Thielemann, geb. Leube, wuchs mit vier Schwestern und einem Bruder in Prisdorf auf einer alten Katenstelle auf. [1]Als der Krieg 1939 begann, war Anna 31 Jahre alt und Mutter eines sechsjährigen Jungen und eines neugeborenen Mädchens. Sie wohnte mit ihrer Familie in der Esinger Straße 63 im Haus Brütt zur Miete und arbeitete in der Landwirtschaft, in den Baumschulen und später auch als Kochfrau. Unmittelbar bei ihrer Wohnung lag die Baumschule Walter Beck, die während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiterinnen beschäftigte. Jeglicher Kontakt zu den Ausländerinnen, die in der NS-Ideologie als minderwertig galten, war strengstens verboten. Zwei polnische Mädchen hatten ihr Quartier direkt unter Familie Thielemann und es entstand ein näherer Kontakt. In den letzten Kriegsmonaten versorgte Anna die Polinnen durch ein Loch im Fußboden regelmäßig mit Essen. Ihren Kindern vermittelte Anna Thielemann Mitgefühl und Zivilcourage. Auch diese traten für zwei russische Zwangsarbeiterkinder ein, die von anderen Kindern in Tornesch-Esingen ausgegrenzt und geschlagen wurden. Das Vorbild der Mutter prägte die Kinder.
Autorin des Beitrages: Annette Schlapkohl, Tornesch.