Willy Bauth (1892-1953), Fabrikant, Stadtvertreter für die NSDAP

Antrag von F. Kristen vom 23.07.1946 für die KPD, in: Entnazifizierungsakte Rathaus Nr. 54 im Stadtarchiv Uetersen.
Schreiben von Stadtdirektor Kossack vom 23.09.1946 an den ÖEA, in: Entnazifizierungsakte Rathaus Nr. 54 im Stadtarchiv Uetersen.
17. November 1929
Tornescher Weg 74, Uetersen

Geboren am 16. Januar 1892 in Uetersen; Eltern: Ferdinand Bauth (1864-1946) und Rosa Bauth, geb. Sorgenfrei (1869-1942).

Stadtverordneter(= Stadtvertreter) des Wahlvorschlages „Gerechtigkeit und Wahrheit“, gewählt am 17. November 1929. Die Vertreter dieses Wahlvorschlags „… waren zur Hauptsache die Anhänger der nationalsozialistischen Bewegung …“[1]

Willy Bauth ist bereits am 1. März 1929 in die NSDAP eingetreten (Mitglieds-Nr. 119404)[2], am 1. April 1930 ist er jedoch wieder ausgetreten. Sein Wiedereintritt in die NSDAP datiert vom 1. Februar 1932[3]

Im März 1933 steht er nicht auf der Liste „Nationaler Zusammenschluss“.

Belastendes wird im Juli 1946 von einem Mitglied des Örtlichen Entnazifizierungsausschusses (ÖEA) vorgetragen: „Bauth ist als altes und aggressives Mitglied der NSDAP in unserer Stadt bekannt.“[4]Er habe ausländische Arbeiter so schlecht behandelt, dass er sich 1945 in Schutzhaft begab[5]. Der ÖEA hält Bauth am 23. Juli 1946 für „politisch nicht tragbar“ und bezeichnet ihn am 6. März 1947 als „Aktivist(en)“.

Entlastendes bescheinigt 1946 Bürgermeister Heinrich Wilckens: Er habe nie einen politisch unerfahreneren Menschen kennengelernt[6]. „Bauth ist durch seinen damaligen politischen Freund … mit dem damaligen Gauleiter Lohse zusammengeführt worden. Man hat dann von der Parteileitung her verstanden, Bauth um große Summen Geldes zu prellen.“[7] 1933 habe er sich wiederholt für entlassene sozialdemokratische Arbeiter eingesetzt. 1934/35 habe es des öfteren Zusammenstöße zwischen Bauth und Parteifunktionären gegeben. In späteren Jahren habe er sich öffentlich nicht mehr politisch betätigt.[8]

Allerdings war Willy Bauth schon vor der Amtsenthebung des sozialdemokratischen Bürgermeisters Heinrich Wellenbrink durch die Nationalsozialisten im März 1933 ein unangenehmer Gegner für diesen, weil er bereits im Februar 1931 ein Disziplinarverfahren gegen Wellenbrink angestrengt hatte, das sich über mehr als vier Jahre hinzog.[9]

Von der Militärregierung Deutschland (Britisches Kontrollgebiet) erfolgt im September 1947 die Einordnung in Kategorie III (= Minderbelastete); eine „Berufung als Betriebsführer (wird) abgelehnt“[10]. Bereits im Juni 1948 wird Bauth vom Kreis Pinneberg in die Kategorie IV (= Mitläufer) eingestuft[11].

Verheiratet mit Martha, geb. N.N. (1893-1973); eine Tochter; gestorben am 30. Juni 1953.[12]

Aktualisierung im Januar 2024.

Veröffentlicht von Erhard Vogt am

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