Stolpersteine in Elmshorn: Richard Jürgensen – von zwölf Jahren faschistischer Terrorherrschaft zehneinhalb Jahre in Konzentrationslagern und Gefängnissen

Richard Jürgensen
Richard-Juergensen
22. März 1945
Kirchenstraße 51, Elmshorn

Richard Jürgensen wurde am 25. Mai 1903 geboren. Er war von Beruf Schneidergeselle und ein Bruder des Elmshorner Reichstagsabgeordneten Reinhold Jürgensen (KPD).

Richard Jürgensen trat im Jahre 1927 der KPD und der „Roten Hilfe“ (1) bei. 1931 wurde er zum politischen Leiter der „Roten Hilfe” in Elmshorn gewählt. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Organisation 159 zahlende Mitglieder. Unter der Führung von Richard Jürgensen erhöhte sich der Mitgliederbestand sehr schnell auf 518 Personen. Als Nebenorganisation der KPD und gleichzeitig als bedeutende Massenorganisation in der Arbeiterbewegung wurde die „Rote Hilfe“ im März 1933 durch die NS-Machthaber verboten.

Trotz der nun sehr erschwerten Bedingungen und unter permanenter persönlicher Gefahr arbeitete Richard Jürgensen in der Illegalität weiter und konnte ungefähr 170 Mitglieder dazu bewegen, weiterhin Beiträge (2) für die Organisation zu zahlen. „Solidarität“, die Zeitung der RHD, wurde unter seiner Verantwortung trotz der Illegalität weiter vertrieben.

Am 15. März 1933 wurde Richard Jürgensen von der Gestapo verhaftet und blieb bis zum 1. April in „Schutzhaft“. Danach kam er bis Ende April ins Krankenhaus. Im September hatte er die Führung der „Roten Hilfe” wieder übernommen. Im Rahmen der Elmshorner Verhaftungswelle im Herbst 1934 wurde Richard Jürgensen am 29. 0ktober zusammen mit seiner Ehefrau Frieda und drei weiteren Mitgliedern der illegalen KPD erneut von der Gestapo verhaftet, bis zum 27. August 1935 in so genannter Schutzhaft eingekerkert und war dann bis zum Beginn des Offenborn-Prozesses A in Untersuchungshaft.

Im Offenborn-Prozess wurde er am 13. Dezember zu acht Jahren Zuchthaus und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von zehn Jahren verurteilt.

Nach Verbüßung der achtjährigen Zuchthausstrafe im Jahre 1942 wurde Richard Jürgensen nicht entlassen, sondern kam als “Schutzhäftling” wieder in ein Konzentrationslager.

Von den zwölf Jahren faschistischer Terrorherrschaft verbrachte Richard Jürgensen zehneinhalb Jahre in ihren Konzentrationslagern und Zuchthäusern. Er starb am 22. März 1945 im „Arbeitserziehungslager“ der Gestapo in Hamburg-Wilhelmsburg durch einen Bombenangriff.

Autor:  Alfred Rasmussen

Anmerkungen:

1) Im April 1921 entstanden als Folge der politischen Repressionen nach den Märzkämpfen Rote-Hilfe-Komitees. Am 1. Oktober 1924 wurde die „Rote Hilfe Deutschland” (RHD) gegründet.

Ihr erster Vorsitzender war der spätere erste und einzige Präsident der DDR, Wilhelm Pieck. Ab 1925 übernahm Clara Zetkin die RHD-Leitung. Nach dem Tod Julian Marchlewskis im selben Jahr leitete sie auch die Internationale Roten Hilfe.

Anfangs war die Organisation mit der Kampagne „Rote Hilfe für Opfer des Krieges und der Arbeit” für den Internationalen Bund der Opfer des Krieges und der Arbeit aktiv. Der Schwerpunkt der Arbeit lag jedoch auf der Unterstützung der inhaftierten Mitglieder des Rotfrontkämpferbundes, der KPD, der SAP, KAP, Gewerkschaftern wie auch Parteilosen und deren Angehörigen. Die RHD wurde von prominenten Künstlern, Schriftstellern und Wissenschaftlern wie Käthe Kollwitz, Heinrich Mann, Kurt Tucholsky und Albert Einstein unterstützt.

Zum Zeitpunkt ihres Verbots im März 1933 hatte die RHD 530.000 Mitglieder, von denen 119.000 der KPD und 15.000 der SPD angehörten.

2) Erwerbslose und Frauen bezahlten 0,10 RM und Erwerbstätige 0,40 RM im Monat.

 

Paten des Stolpersteines für Richard Jürgensen sind

die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (VVN/BdA) sowie der Religionskurs des 10. Schuljahres der Kooperativen Gesamtschule Elmshorn (KGSE) mit ihrem Lehrer Michael Noch und den Schülerinnen und Schülern Hanna Brehling, Marius De Marchi, Gesa Derda, Dennis Elfendahl, Nils-Hendrik Hauschildt, Malte Hein, Laura Heißwolf, Beke Jansen, Vanessa Kruse, Jan Kurzweg, Lasse Melcher, Inka Möller, Christoph Otto, Christoph Paasch, Yannik Quast, Mailin Rose, Anton Schopf, Tim Stöhrmann, Sergej Wilhelm.

Inschrift:

HIER WOHNTE

JG. 1903

IM WIDERSTAND

MEHRMALS VERHAFTET

KZ FUHLSBÜTTEL

GESTAPOLAGER HAMBURG

TOT 22.03.1945

BEI BOMBARDIERUNG

 

 

Eingestellt von: R. Arendt

Veröffentlicht von Rudi Arendt am

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