Max Maack – Arbeitersportler beim AC Einigkeit
Von Bert C. Biehl
Diesen Tag hat Günter M. nie vergessen. Wie plötzlich, gegen Mittag, ein großes, schwarzes Auto mit quietschenden Bremsen vor dem kleinen Verkaufspavillon hält. Männer in schwarzen Ledermänteln herausspringen. An ihm vorbeistürmen in den Verkaufsraum. Seinen Onkel abführen. Den Laden schließen. Der 1. April 1942 es ist das letzte Mal, dass der Elfjährige den Onkel lebend sieht. Drei Tage später ist Max Maack tot. Er hat sich in seiner Zelle im Elmshorner Polizeigefängnis erhängt.
Max Maack wurde am 2. September 1897 in Elmshorn geboren. Er war der Sohn von Hinrich Maack, einem der Mitbegründer und Vorsitzenden des 1893 gegründeten AC Einigkeit (ACE).
Als junger Mann musste er am 1. Weltkrieg teilnehmen und büßte an der Front das linke Bein ein. Dem Sport konnte er sich daher nur noch als Funktionär widmen. Es wird angenommen, dass Max Maack von 1919 bis 1930 Vorsitzender des ACE war.
Maack wählte für sich den Beruf des Zigarrenhändlers und betrieb seit 1928 einen Kiosk am sogenannten „Panzerkreuzer“, Ecke Reichen- und Ansgarstraße. Nach der Heirat mit Anne Mohr zog er in das Haus seines Schwagers ähnlichen Nachnamens am Hogenkamp 7. Matthias Maak, von Beruf Mühlenzimmerer in der Schlüter-Mühle, war verheiratet mit Annes Schwester Maria Mohr. Die Familie Maak hatte neun Kinder. Das Haus wurde 1926 gebaut. Hier hatten Max Maack und seine Frau im 1. Stock zwei Zimmer und eine Küche. Ihre Ehe blieb kinderlos.
Sein Neffe Günter beschreibt Max als ruhigen, umgänglichen Menschen, der von 7 bis 19 Uhr in seinem Laden stand, seine Frau als einzige Hilfe. „Er sprach wenig, aber wenn, dann hatte es Hand und Fuß“, erinnert sich Günter M. Nur über Politik sprach er nie. Doch seine Vorliebe für den Kommunismus blieb der Familie nicht verborgen: In seiner kargen Freizeit las Max Maack entsprechende Bücher.
Maack trat 1931 der KPD bei. Mit nach Hause brachte er die Genossen nie, wohl um die Familien nicht zu gefährden, traf sich mit ihnen im Kiosk. Mit Beginn der Kommunistenverfolgung begann jedoch auch die Verwandschaft die Spannung zu spüren. „Wenn dat man goot geiht“, flüsterte man hinter vorgehaltener Hand über das politische Engagement von Max Maack.
Der Laden florierte unterdessen. Maack hatte auch mit der Produktion von Speiseeis begonnen, Neffe Günter belieferte damit Ausflugslokale in der Umgebung. Auch Südfrüchte habe der Onkel sich leisten können, erinnert sich der heute 76-Jährige, und auch ein Auto der Marke Fiat besaß Max Maack.
Ende 1934 ist es mit der Idylle vorbei. Im Zuge der großen Verhaftungswelle im Kreisgebiet wird auch Max Maack als KPD-Mitglied festgenommen. In den „Offenborn“-Prozessen wird er am 29. Januar zu zwei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt, die er vermutlich in Rendsburg verbüßt.
Als er 1939 wieder entlassen wird, übernimmt er wieder das Geschäft, das seine Frau in der Zwischenzeit alleine hatte führen müssen. Über seine Haftjahre schweigt er eisern. Doch seither muss er Medikamente nehmen er hatte sich im Knast ein heute nicht mehr bekanntes Leiden zugezogen.
Mittlerweile haben sich die Zeiten geändert. Die Zeichen stehen auf Mangelwirtschaft. Max Maack erweist sich als guter Organisator, der auch nach Kriegsbeginn an Zigaretten und Schokolade herankommt, was ihn zum beliebten Tauschpartner macht.
Maack hat seinen Pavillon wie auch das Gelände dahinter von der Glaserei Horns gepachtet. In einem kleinen Seitenraum hielt er wohl insgeheim ein paar Schweine, sagt sein Neffe heute. Zur damaligen Zeit habe die Familie nichts davon gewusst, auch nichts von dem begehrten Fleisch abbekommen. Heute wird vermutet, dass Maack diese Schweine schwarz geschlachtet hat – in der Nazizeit ein mit Zuchthaus bedrohtes Verbrechen. Das Fleisch könnte er dann gegen Tabakwaren eingetauscht haben. Nach Maacks Verhaftung stellt die Polizei in seiner Wohnung mit Schmalz gefüllte Töpfe sicher, aber auch von Maack gerettete Gerätschaften des 1933 verbotenen AC Einigkeit.
Am 4. April 1942 nimmt sich Maack in seiner Zelle im Elmshorner Polizeigefängnis das Leben. Er hatte sich aus Zeitungsseiten einen Strick gedreht. „Er wusste wohl, was ihm bevorstand und wollte dem entgehen“, sagt sein Neffe heute.
Die Patenschaft des Stolpersteines für Max Maack übernahm Jens Gatzenmeier
Inschrift:
HIER WOHNTE
MAX MAACK
JG. 1897
GEDEMÜTIGT/ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
4.4.1942
hinzugefügt von: R.Arendt 26.05.2012