Marija Skownier – Tot in einer Jauchegrube aufgefunden

Ausschnitt aus dem Beerdigungsregister der Friedhofsverwaltung Quickborn: 'Skownier, Marija, landwirtschaftl. Arbeiterin, 41 J. alt. In Ellerau in der Jauchegrube beim Landw. Herm. Thiede tot aufgefunden'
Der Grabstein von Marija Skownier mit Fehlern im Nachnamen und Sterbedatum, Nordfriedhof, Quickborn 2013 (Foto: Jörg Penning)
Hof des Landwirts Hermann Thiede, Ellerau, ca. Mitte der 1930er Jahre (Sammlung: Gerda Schröder)
24. April 1945
Moordamm, Ellerau

Unklar bleibt der Tod der Zwangsarbeiterin Marija Skownier. Sie wurde am 18. März 1905 in einem Ort namens Jaktorier im Kreis Lemberg geboren. Der Kreis Lemberg gehörte ursprünglich zu Polen, wurde nach der polnischen Teilung von der Donaumonarchie Österreich einverleibt und nach dem Ersten Weltkrieg wieder dem Staat Polen zugesprochen. Aufgrund der wechselhaften Geschichte der Gegend lebten hier viele Ukrainer, zu denen vermutlich auch Marija Skownier gehörte. Nach der Besetzung Polens wurde Marija Skownier wie tausende andere „Fremdvölkische“ ins Deutsche Reich zur Zwangsarbeit verschleppt und schließlich auf dem Hof von Hermann Thiede in Ellerau eingesetzt.[1]

Der Landwirt Hermann Thiede wurde 1902 in Ellerau geboren und betrieb hier ab 1933 einen kleinen Bauernhof mit einer Milchwirtschaft und 5 ha Land. Er hatte insgesamt vier Kinder.[2] Im März 1931 wurde er mit der Nr. 459517 in die NSDAP-Ortsgruppe Alveslohe, dann Ellerau aufgenommen. Im Dezember 1932 war er aus unbekannten Gründen wieder aus der Partei ausgetreten.[3]

Marija Skownier war seine einzige ausländische Arbeitskraft. Sie war auf dem Hof untergebracht und soll immer gerne mit dem kleinen Sohn gespielt haben.[4] Als das Ende des Krieges bereits absehbar war, wurde die damals 40-jährige am 27. April 1945 gegen 18:30 Uhr tot in der Jauchegrube des Hofes aufgefunden.[5] Die genauen Gründe des Todes wurden nie ermittelt. Nach Auskünften der Kinder von Hermann Thiede wurde nach Kriegsende nie über den Vorfall gesprochen.[6] Einen Tag nach dem Tod wurde sie auf dem Quickborner Nordfriedhof beerdigt.[7]

 

Veröffentlicht von Jörg Penning am

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