Lola Jurtschonok (1943-1944) – ein Kleinkind ohne Zukunft

Grabstein Lola Jurtschonek auf dem (Neuen) Friedhof in Uetersen (Foto: E. Vogt 2013)
Sterbeintrag Lola Jurtschonok 1944 beim Standesamt Uetersen
Stolpersteine im Tornescher Weg 5-7 am 15.02.2019 (Foto: E. Vogt)
26. Juli 1944
Tornescher Weg 5-7, Uetersen

Lola wurde am 10. Juli 1943 in Wetrino, damals Sowjetunion jetzt Weißrussland, geboren. Ihre Eltern sind Elias und Ljuba Jurtschonok[1], beide sind Jahrgang 1921; der Vater ist Uhrmacher und Arbeiter[2] von Beruf, die Mutter Arbeiterin. Die Eltern kamen mit Lola am 26. Juli 1944 aus Polozk[3] nach Uetersen. Dies geschah jedoch nicht freiwillig. Sie lebten in der Unterkunft auf dem Gelände der „Uetersener Maschinenfabrik Hatlapa“; dort haben die Eltern auch gearbeitet[4].

Bereits am 8. August 1944 ist Lola auf dem Weg zum Arzt gestorben[5]; sie wurde knapp 13 Monate alt. Als Diagnose sind „Bronchitis, Herzschwäche“ im Sterbeeintrag des Standesamtes genannt. Sie wurde auf dem Neuen Friedhof beerdigt; das Grab ist mit einem Grabstein vorhanden[6]. Im Beerdigungsregister der Kirchengemeinde ist dieser Todesfall jedoch nicht verzeichnet.

Die Eltern sind laut Meldekarte im Juni 1945 „unbekannt verzogen“[7], wie es im Amtsdeutsch heißt. Mehr ist über das Schicksal der Eltern nicht bekannt.

Am 15. Februar 2019 wurden für Lola und ihre befreite Mutter Stolpersteine im Tornescher Weg 5-7 verlegt. Die Inschriften lauten:

 

LOLA JURTSCHONOK

GEB. 10.7.1943

SOWJETUNION
TOT 8.8.1944

 

 

LJUBA JURTSCHONOK

GEB. BELJSKAJA

JG. 1921

SOWJETUNION

SEIT 1944 ZWANGSARBEIT

BEFREIT

 

Die Patenschaft für Lolas Stolperstein hat Anne-Christin Speichert, Uetersen, übernommen; die Patenschaft für den Stein ihrer befreiten Mutter Sabine Niklas, Uetersen.

 

Erhard Vogt, Febr. 2019

 

[1] Vgl. Sterberegistereintrag des Standesamtes Uetersen Nr. 150/1944.

[2] Dieser Beruf ist auf der Meldekarte ergänzt. Vgl. „Einwohnermeldekartei für Ausländer“ im Stadtarchiv Uetersen.

[3] Jetzt Polazk in Weißrussland.

[4] Das Arbeitsamt Elmshorn stellte für die Eltern am 07.09.1944 Arbeitskarten aus; vgl. Meldekarten.

[5] Vgl. Sterberegistereintrag des Standesamtes Uetersen Nr. 150/1944.

[6] Grab-Nr. 36; vgl. ITS Archiv Bad Arolsen, Dokument Nr. 2.1.2.1.0911-1077A-0967-0087_Todesfälle UDSSR 1.

[7] Vgl. „Einwohnermeldekartei für Ausländer“ im Stadtarchiv Uetersen.

Veröffentlicht von Erhard Vogt am

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