Es gab in der NS-Zeit diverse Spendenaufrufe: Das ”Dankopfer der Nation” (April 1937) oder den ”Tag der nationalen Solidarität” (ab Dezember 1937 mit einer jährlichen Spendenaktion)
Im Janar 1937 wurde die sog. „Reichsstraßensammlung“ durchgeführt. Zur Erhöhung der Spendenbereitschaft und zur Einschüchterung der Nicht-Willigen führten die Sammler ein Transparent mit sich mit der Aufschrift: “Wer gibt nichts in die Sammelbüchse? Der Spießer und der Meckerfritze!”
Die Einziehung der Spenden geschah mit Hilfe von Spendenlisten/Wohnlisten oder durch Abgabe von Abzeichen z.B. mit Aufdruck „Wir spenden“. Damit ließen sich in der Öffentlichkeit die Spender und die Nicht-Spender kenntlich machen. Es bestand also ein erheblicher öffentlicher Druck, zu spenden.
Eine der bekanntesten Spendensammelaktionen zugunsten des Winterhilfswerks (WHW) war an mehreren Sonntagen im Winter (Oktober bis März) der sog. „Eintopfsonntag“. Die Bewohner wurden angehalten, an diesen Tagen anstelle eines teuren Gerichts ein einfaches Eintopfgericht zu kochen und den Differenzbetrag öffentlich zu spenden. Auch dies unter dem genannten Druck und mit Stigmatisierung spendenunwilliger Personen.
Ein Beispiel hierfür aus Quickborn: Karl Jähn (1869-1948, seit 1921 Futtermittelhändler mit einem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb weigerte sich, sich an der Spendenaktion zu beteiligen.
Quellen: Karl Jähn weigerte sich, Spenden zu geben und wurde anschließend doch dazu gezwungen: Verchiedene Zeitungen berichteten über den Vorfall:
Pinneberger Tageblatt, 15.01.11935
“Ein Schädling der Volksgemeinschaft. Anscheinend gibt es noch Leute, die heute noch in früheren SPD-Gewässern schwimmen. So ein übergebliebener „Fisch“ schien auch ein Futtermittelhändler an der Ellerauer Straße zu sein. Der Betreffende zeichnete bislang noch keinen Pfennig für das Winterhilfswerk des deutschen Volkes, noch hat er je etwas für das Dritte Reich übrig gehabt, vielmehr hat er sich durch seine Aufführungen als ein Gegner des Nationalsozialismus gezeigt. Auch am letzen Eintopf-Sonntag zog er es wieder vor, die Sammler ohne Spende abzuweisen, obgleich er wirklich zu Spenden in der Lage ist. Von diesem Außenseiter erfuhr die SA, die sich gerade auf einem Aufmarsch von Quickborn nach Ellerau befand. Sie zog vor das Haus des Betreffenden, der sich damit veranlasst fühlte zum Ortsverwalter der NSV zu gehen, gefolgt von den SA-Männern. Hier zeichnete er eine Spende und begab sich wieder nach Haus. Sicher dürfte diesem Mann klar geworden sein, dass wir alle Opfer bringen müssen, um das Winterhilfswerk des deutschen Volkes siegreich gestalten zu können. Möge es ein Appell an das Gewissen des bisher noch Abseitsstehenden gewesen sein“
Und das Quickborn-Hasloher Tageblatt berichtete:
Quickborn-Hasloher Tageblatt, 18.01.1935
„Erziehung zur Volksgemeinschaft. Ein an der Ellerauer Straße wohnender „Volksgenosse“ stand im Dritten Reich bisher außerhalb der Volksgemeinschaft. Noch nie zeichnete er einen Pfennig für das WHV; er zeigte sich vielmehr als Gegner des Nationalsozialismus. Obwohl er in der Lage ist, zu geben, ließ er auch am letzten Eintopfsonntag die Sammler wieder mit einem Achselzucken und nichtssagenden Redensarten abziehen. Ein SA-Sturm, der sich auf einem Aufmarsch nach Ellerau befand, erhielt von dieser neuen Abweisung Kenntnis. Da für diesen Außenseiter nach Ansicht der Quickborner Nationalsozialisten schon längst ein Denkzettel fällig war, rückte ihm die SA am Sonntag einmal auf die Bude. Der ganze Sturm zog vor sein Haus. Als der Betreffende merkte, dass es nun doch einmal ernst werden würde, zog er es vor, in Begleitung der SA zum Ortsgruppenverwalter der NSV zu gehen, um eine Spende abzuliefern. Ein mahnendes Beispiel für alle noch abseits stehenden Volksgenossen. „
Zur Erläuterung der Begriffe: (Wikipedia)
Das Winterhilfswerk des Deutschen Volkes (kurz Winterhilfswerk oder WHW) war in der Zeit des Nationalsozialismus eine Stiftung öffentlichen Rechts, die Sach- und Geldspenden sammelte und damit bedürftige „Volksgenossen“ entweder unmittelbar oder über Nebenorganisationen der „Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt“ (NSV) unterstützte.
Durch das Winterhilfswerk konnte das NS-Regime die materielle Not von Teilen der Bevölkerung lindern und zur inneren Stabilisierung beitragen. Zugleich zielte die Spendensammlung auf das Zusammengehörigkeitsgefühl der „Volksgemeinschaft“. Das Spendenaufkommen übertraf ab dem Rechnungsjahr 1939/1940 die Summe, die aus Steuermitteln für öffentliche Fürsorgeverbände aufgebracht wurde.Der Staatshaushalt wurde somit von Sozialausgaben entlastet.