Henry Dyda (18.02.1945–11.03.1945) – ein Säugling ohne Zukunft

Auszug Henry Dyda aus dem Beerdiungsregister der Kirchengemeinde Tornesch Januar 1936 bis Dez. 1975. Der Name wurde falsch geschrieben und fälschlich "Totgeburt" angegeben. Quelle Friedhofsbüro Tornesch.
Korrekter Eintrag Henry Dyda im Beerdigungsregister. Quelle Landeskirchliches Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. Kirchenkreis Hamburg-West Südholstein. Tornesch. Bestattungen 1908–1960.
Geburtsregistereintrag Henry Dyda. Quelle Standesamt Uetersen.
Sterberegistereintrag Henry Dyda. Quelle Standesamt Uetersen.
15. März 1945

Henry Dyda wurde am 18. Februar 1945 um 9.00 Uhr im „Bleekerstift“ – dem damaligen Städtischen Krankenhaus in Uetersen – in der Bleekerstraße 5 geboren. [1] Ab Februar 1943 mussten Zwangsarbeiterinnen aus dem Kreis Pinneberg hier ihre Kinder entbinden.[2]

Seine Mutter war die 28-jährige Ewa Dyda. Sie wurde im Geburtseintrag ihres Sohnes als „Galizierin“ bezeichnet und stammte aus Radruz, Kreis Rawa, im Grenzgebiet des heutigen Polens und der heutigen Ukraine. Laut Eintrag war es ihr erstes Kind. Ewa Dyda leistete Zwangsarbeit auf dem landwirtschaftlichen Hof Mohr in Esingen, Gemeinde Tornesch.[3] Ein Vater ist in den Registereinträgen nicht genannt.

Henry Dyda verstarb im Alter von drei Wochen am Sonntag, den 11. März 1945 um 1 Uhr in der Nacht an „Herzschwäche“ in dem „Hause des Bauern Hans Mohr“ in Tornesch-Esingen.[4] Am darauffolgenden Wochentag zeigte die Bäuerin Anna Mohr mit eigener Unterschrift den Tod des Säuglings auf dem Standesamt in Tornesch an.[5]

Der tote ungetaufte Säugling der katholischen Mutter wurde am Donnerstag, den 15. März 1945 auf dem Tornescher Friedhof „still“, d.h. ohne Begleitung beigesetzt. Er wurde auf dem Feld V neben dem Zeitgrab Nr. 19 „auf totes Eckfeld gelegt“, das heißt in der Nähe der  Grabstelle 19 bestattet.[6] Andere verstorbene Kinder bekamen zur gleichen Zeit, wenn sie nicht im Familiengrab beigesetzt wurden, einzelne Grabstellen zugewiesen auf einem bestimmten Feld des Friedhofes, wo die Kindergräber angelegt waren. Das Grab von Henry Dyda wurde nicht dort aufgenommen. Es bekam keinen Stein und wurde nicht gekennzeichnet.

Veröffentlicht von Annette Schlapkohl am

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