Stolpersteine in Elmshorn: Hans-Daniel und Adele Elsa Stoppelmann geb. Vogel

Der frühere Wohnsitz der Familie Stoppelmann in der Norderstraße 28
30. Juni 1944
Norderstrasse 28, Elmshorn

Erinnert werden soll hier an die Familie Stoppelmann. An die Mutter, Adele-Elsa und an Hans Daniel, jüngster Sohn dieser fünfköpfigen Elmshorner Familie, die dem jüdischen
Glauben angehörte. Geboren am 30. Oktober 1912, lebte er zusammen mit seinen beiden Brüdern Richard (geboren am 22. Februar 1910) und Max Heinz (geboren
am 24. Januar 1908) sowie seinen Eltern.
Die Eltern, Vater Julius Stoppelmann, geboren 1874 im holländischen Belingwolde und Mutter Adele Elsa, geb. Vogel, bewohnten anfangs mit ihren Kindern ein Haus in der
Gärtnerstraße. Hans Daniel Stoppelmann ging, so ein Zeugnis aus dem Jahre 1927, auf die nahe gelegene Bismarckschule. Sie wurde derzeit als „städtisches Realgymnasium mit
Realschule“ geführt. In einer Schulklasse (eine U-IIa) dieses Jahrganges, das belegt dieses Dokument, lernten zwischen 34 und 38 Schülerinnen und Schüler in einem
Raum. Sein Bruder Max-Heinz hatte zu dem Zeitpunkt schon seine achtjährige Schulzeit an der Bismarckschule (1917 bis 1925) absolviert.
Auch die Familie Stoppelmann geriet zusehends in die Ausgrenzungs- und Vernichtungsmaschinerie der Nazis. Die Familie zog noch um. Von der
Gärtnerstraße in die heutige Norderstraße, damals Schlageterstraße, in das Haus Nr. 28. Sie wohnte damit unweit des Parteilokals der NSDAP, Stüben und des Café Koch. Hier
kamen regelmäßig dienstags die örtlichen Schläger von SA und SS zusammen.
Im Jahr 1936 starb der Vater im Alter von 62 Jahren an Herzversagen. Er war in seinem Leben Viehhändler gewesen. Seine Arbeitsstätte befand sich am Flamweg 7.
Julius Stoppelmann gehörte noch zur Generation der Teilnehmer des 1. Weltkrieges. Mit ihm verlor die jüdische Gemeinde einen aktiven Gläubigen – er fungierte
als Deputierter der Elmshorner Glaubensgemeinschaft in den Jahren 1929 bis 1932 – und Elmshorn verlor ein Mitglied und einen Ehrenförderer der Elmshorner
Männer- und Turnvereinigung (EMTV).
Der Tod des Vaters bedeutet einen tiefen Einschnitt für die übrige Familie. Die „Arisierung“ von Mietgrundstück, Stallgebäude und Weidegrund durch die Nazis
raubte ihnen die Existenzgrundlage. Und dann kommt die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938.
In Elmshorn wird das alte SA-Kampflied „Hallo, die Synagoge brennt“ grausame Wirklichkeit: SA-Männer haben von der nahe gelegenen Tankstelle Benzin zum jüdischen
Gotteshaus am Flamweg geschleppt und das Gebäude in Brand gesteckt. Erst als das Zerstörungswerk vollbracht ist, wird die Feuerwehr alarmiert.
Die Mutter und ihre Söhne (Hans Daniel war zwischenzeitlich auch in Kiel gemeldet) emigrieren noch einen Monat später – am 12. Dezember 1938 – nach Assen/Holland, wohl
zu Verwandten des verstorbenen Vaters.
Hans Daniel Stoppelmann und seine Mutter, Adele Elsa Stoppelmann, werden 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Die Mutter wird kurz nach der
Ankunft am 26.10.1942 dort ermordet. Für das Ende in der Gaskammer gibt es keine persönlichen Zeichen. Durch Nachforschungen vor Ort in der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem ist auch das Todesdatum von Hans Daniel Stoppelmann bekannt. Es ist der 30.6.1944.
Dennoch gab es Überlebende der Familie Stoppelmann. Richard Stoppelmann emigrierte am 22.10.1939 mit dem Schiff „Statendam“ von Rotterdam nach New York.
Ziel der zehntägigen Überfahrt: die 1440 4th Str. Des Moines in Iowa/USA, die Wohnung des zuvor schon emigrierten Bruders Max- Heinz.

Patin für Hans-Daniel Stoppelmann ist die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Elmshorn

Inschrift:

HIER WOHNTE

HANS-DANIEL

STOPPELMANN

JG. 1912

DEPORTIERT 1942

AUSCHWITZ

ERMORDET 30.6.1944

 

Patin für Adele-Elsa Stoppelmann ist die Jüdische Gemeinde Elmshorn

Inschrift:

HIER WOHNTE

ADELE ELSA

GEB.VOGEL

STOPPELMANN

JG.1877

DEPORTIERT 1942

AUSCHWITZ

ERMORDET 26.10.1942

 

Autoren: Rudi Arendt und Maren Josephi

Bearbeitet durch: Harald Kirschninck

Quellen für Hans-Daniel und Adele Elsa Stoppelmann:

G. Paul/M. Gillis Carlebach: Menora und Hakenkreuz zur Geschichte der Juden in und aus Schleswig-Holstein, Lübeck und Altona, Seite 713;

Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der NS-Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 bis 1945, Bundesarchiv Koblenz 1986 und

Stadtarchiv Elmshorn,

Schularchiv der Bismarckschule,

H.Diercks/F.Bringmann, „Die Freiheit lebt“, Seite 24,

Gedenkstätte Yad Vashem/Israel,

Liste von Opfern aus den Niederlanden,

Erich Koch/Schleswig,
Center of Research on Dutch Jewry,

Weitergehende Literatur:

Kirschninck, Harald: Die Geschichte der Juden in Elmshorn. 1685-1918. Band 1. Norderstedt 2005.

Kirschninck, Harald: Die Geschichte der Juden in Elmshorn. 1918-1945. Band 2. Norderstedt 2005.

Kirschninck, Harald: Juden in Elmshorn. Teil 1. Diskriminierung.Verfolgung. Vernichtung. in: Stadt Elmshorn (Hrsg.):

Beiträge zur Elmshorner Geschichte. Band 9. Elmshorn 1996.

Kirschninck, Harald: Juden in Elmshorn. Teil 2. Isolierung. Assimilierung. Emanzipation. in: Stadt Elmshorn (Hrsg.):

Beiträge zur Elmshorner Geschichte. Band 12. Elmshorn 1999.

Veröffentlicht von Harald Kirschninck am

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