Ab 1936 befand sich im ehemaligen Wohlfahrtsamt an der Kieler Straße, Ecke Adolf-Hitler-Straße (heute Harksheider Weg) die Geschäftsstelle des SA-Sturms 4/265.[1] Vier Monate nach der Gründung der NSDAP-Ortsgruppe Quickborn präsentierte sich erstmals auf einer Veranstaltung am 8. Februar 1930 in Quickborn die SA der Öffentlichkeit.[2] In den Jahren 1932/33 übernahm der in militärischen Dingen vertraute ehemalige Berufssoldat und Rittmeister Werner Ballauf die paramilitärische Ausbildung der SA-Mitglieder, für deren Übungen er sein Gut in der Nähe des Eichenhofs zur Verfügung stellte.[3] Weitere SA-Sturmführer in Quickborn waren u.a. der Geflügelzüchter Walter Ohlweiler und der Monteur Franz Thoenemann.
In der ersten Zeit seines Bestehens gehörte der Quickborner SA-Sturm zur SA-Standarte 31 Altona, in der die SA-Gruppen aus Altona und dem Kreis Pinneberg zusammengeschlossen waren. Mit dem Anwachsen der SA bildete sich im Kreisgebiet eine eigene Standarte. Zusammen mit Teilen des Kreises Steinburg bildete der Kreis Pinneberg mit 3.500 SA-Männern eine Standarte unter der Nummer 265. Diese bestand aus drei Sturmbannen und einem Reservesturmbann. Die Quickborner SA gehörte zum Sturmbann I. Insgesamt waren in Quickborn zunächst zwei Stürme vorhanden: Sturm I/265-7/265 (Sturm Quickborn mit Sturmführer Walter Ohlweiler) und Sturm I/265-8/265 (Sturm Quickborn-Heide und Ellerau mit Sturmführer Gottschau). Später kam mit dem Sturm I/265-10/265 ein dritter mit Sturmführer Thoenemann hinzu. Im April 1935 wurden die SA-Stürme in den Gebieten Bönningstedt, Winzeldorf, Hasloh, Quickborn, Quickborn-Heide, Bilsen und Hemdingen zum SA-Sturm 4 zusammengefasst. 1937 erfolgte außerdem der Anschluss des SA-Reservesturms an den Quickborner Sturm als Trupp 4. [4]
Nach Altona unterhielt der Quickborner Sturm einen gewissen Kontakt. So besuchte die Altonaer SA z.B. am 18. Mai 1930 mit 150 Mitgliedern die Landgemeinde Quickborn, übte sich auf dem Schießplatz in Renzel im Waffengebrauch und hielt, so das Quickborn-Hasloher Tageblatt „kleine Uebungen im Gelände ab.“ Anschließend marschierte der Trupp nach Quickborn, wo „ein herrliches Mittagessen auf die Gäste wartete. Für die Erbsensuppe waren von den Quickbornern so viele Lebensmittel gestiftet worden, daß alle Erwerbslosen noch ein Stück Speck oder Wurst mit nach Hause nehmen konnten. Der Ortsgruppenleiter begrüßte während des Essens die auswärtigen Gäste und betonte besonders, daß die SA-Männer als Kern der Bewegung die größten Opfer an Zeit, Geld und Blut bringen müßten und daß diese Stunde eine angenehme Abwechslung sein sollte in dem oft so anstrengenden Dienst.“ [5]
Die Quickborner SA hatte unter den zahlreichen Erwerbslosen im Ort sicherlich so manchen Rückhalt. Die NSDAP-Ortsgruppe richtete 1931 und 1932 für die SA-Mitglieder eine „Winterhilfe“ ein und sammelte unter den Parteianhängern für die bedürftigen SA- und SS-Männer Geld- und Sachspenden,[6] sodass „in dankbarer Anerkennung ein kleines Weihnachtsgeschenk“ [7] übergeben werden konnte.
Ihre eigentliche Funktion hatte die SA jedoch bei den Aufmärschen. Hier konnte sie Stärke demonstrieren und die politischen Gegner einschüchtern. Die größte SA-Demonstration in Quickborn fand vier Tage vor dem „Altonaer Blutsonntag“ am 13. Juli 1932 mit 500 – 600 Teilnehmern statt (siehe Quelle).[8] Eine weitere Aufgabe der SA bestand im Saalschutz und Ordnungsdienst bei Parteiveranstaltungen. Auf einer NSDAP-Versammlung am 24. Januar 1931 mit dem Reichstagsabgeordneten der NSDAP Meyer-Quade, die zeitgleich mit einer KPD-Demonstration stattfand, sorgten Polizeikräfte „zusammen mit einer starken SA.-Abteilung für den Schutz des Versammlungslokals„.[9] Die nationalsozialistische Parteipresse berichtete höhnisch: „Die Kommunisten machten den Versuch eines maßlosen Terrors. (…) Aber angesichts 100 Mann Hamburger SS und des Sturms 13 zog die Kommune, nachdem sie durch ihre Späher die Stärke unseres Saalschutzes ausgekundschaftet hatte, es vor, nicht ins Lokal zu gehen, sondern nach einer Hetzrede auf der Straße abzuziehen.“ [10]
Die republikfeindliche Haltung der SA führte am 13. April 1932 zu einem mehrwöchigen Verbot. Zuvor hatte die NSDAP alle SA-Einheiten mobilisiert und in der Nacht vom 13. auf den 14. März 1932 in Massenquartieren zusammengezogen. Grund hierfür war die Reichspräsidentenwahl, von der sich die Nationalsozialisten einen Wahlsieg für Adolf Hitler erhofften, der mit Unterstützung der Parteiarmee die nationalsozialistische Wende herbeiführen wollte.[11] Im Kreis Pinneberg hatten sich an mehreren Orten, auch in Quickborn, SA- und SS-Mannschaften in Sälen und auf Bauernhöfen bereit gehalten. Durchsuchungen von Landjägern führten zur Beschlagnahme von Funkgeräten, Waffen und Munition.[12] Am 21. Dezember 1932 kam es zu weiteren Durchsuchungen bei Quickborner Nationalsozialisten, wobei die Landjäger bei dem arbeitslosen SA-Mann Hermann R. zwei Revolver und bei dem Nationalsozialisten Gustav G. eine Schrotflinte fanden.[13]
Führende lokale SA-Männer:
Emil Gottschau wurde am 8. Oktober 1897 in Hamburg geboren und war beruflich als Briefträger tätig. Wohnhaft war er in Ellerau. Im Dezember 1931 wurde er mit der Nr. 774493 in die NSDAP aufgenommen.[14] Nach der Machtübernahme 1933 war er Sturmführer der SA Quickborn-Heide (Sturmbann I/265, 8/265) [15] und wurde später zum SA-Obersturmführer des Sturmes 4/265.[16] Vermutlich aus politischen Gründen trat er 1937 aus der evangelischen Kirche aus.[17]
Walter Ohlweiler, geb. am 01.04.1893 in Flensburg, war gelernter Kaufmann und lebte in der Nähe des Elisenhofs. Beruflich war er als Geflügelzüchter tätig und Vorsitzender des örtlichen Geflügelzuchtvereins.[18] Im Dezember 1930 wurde er mit der Nr. 380975 in die NSDAP aufgenommen[19] und übernahm bereits ein halbes Jahr später die Ortsgruppenleitung.[20] Er war zudem SA-Sturmführer des Sturmbanns I/265, 7/265[21] und nebenberuflich Vollziehungsbeamter der Gemeinde Quickborn. In letzterer Funktion wurde er von der Kreisverwaltung abgesetzt, da er in drei bis vier Fällen eine Pfändung von der Parteizugehörigkeit abhängig gemacht hatte und Parteigenossen verschonte.[22] Anschließend wurde der von der sozialdemokratischen Presse als „Parteibuchbeamter“ [23] titulierte Ohlweiler von der Gemeinde im Wohlfahrtsamt und im Freiwilligen Arbeitsdienst eingesetzt.[24] Nach der Machtübernahme 1933 war er Mitglied der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO)[25] und erfolglos bemüht, Gemeindevorsteher von Quickborn zu werden.[26] Anfang 1934 zog Walter Ohlweiler nach Bredstedt.[27]
Franz Thönemann wurde 1884 in Bergholz, Kreis Warburg, als Sohn eines Drechslers und Landwirts geboren und kam mit zwei Jahren zu Pflegeeltern nach Essen a.d. Ruhr. Er besuchte eine Privatschule und machte anschließend eine Lehre als Maschinenbauer bei Krupp. In der Zeit von 1902 bis 1907 meldete er sich freiwillig beim Militär und ging nach einer kurzen Beschäftigung bei Krupp bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges ins Ausland. Während der Kriegszeit wurde er zum Hauptfeldwebel befördert und diente in Rußland. In der letzten Kriegszeit hatte er für eine in mehreren Fabriken Maschinen für die Heeresausrüstung montiert. 1924 kam Thönnemann nach Quickborn und arbeitete bis zur Auflösung 1926 bei den Germa-Werken in Ellerau. Im Anschluss war er bei verschiedenen Firmen in Hamburg als Monteur tätig und hatte längere Phasen der Arbeitslosigkeit. [28] Im Juni 1931 trat er der NSDAP und der SA bei [29] und zählte zu dem Gründer des SA Sturms 10/265. [30] Seit Dezember 1933 war er SA-Sturmführer und in dieser Funktion Mitglied im Quickborner Gemeinderat.[31] 1942 wurde er seiner Parteiämter enthoben, da er sich, so das Personalhauptamt der SA, „im Anschluss an eine Heldengedenkfeier am 16.3.41 sinnlos betrunken, in dieser Trunkenheit das Ansehen der NSDAP. und SA. geschädigt und einem Wehrmachtsangehörigen in einer Gastwirtschaft eine Pistole und 1 Paar Handschuhe entwendet [hat].“ [32] Ein Wiederaufnahmeersuchen blieb erfolglos. In einem Dienstleistungszeugnis seiner Standarte hieß es: „Wenn Thoenemann auch bestrebt war, ein guter Kamerad zu sein, so war doch sein Verhalten außer Dienst nicht immer SA-mäßig. Als Charakterschwäche muß erwähnt werden, daß Thoenemann zu gewissen Zeiten über das übliche Maß hinaus dem Alkohol zugesprochen hat und dann sein Verhalten nicht immer tadelfrei war.“ [33]