Im Juni 1942 wurde in Tornesch von der Gemeinde ein Kriegsgefangenenlager für Sowjetsoldaten errichtet. Dafür wurden Teile des Tornescher Hofes umgebaut.[1] Die Gefangenen mussten abgesondert von Kriegsgefangenen anderer Nationen oder zivilen Zwangsarbeitern untergebracht werden. Sie durften im Gegensatz zu anderen Gefangenen nur kolonnenweise eingesetzt werden. Es ist bekannt, dass häufig Gemeinden Kriegsgefangene beantragt haben für kommunale Arbeiten zusammen mit örtlichen Arbeitgebern. Alles wurde über das örtliche Arbeitsamt abgewickelt. Unterlagen aus der Kriegszeit sind vernichtet.
Aus Listen, die nach dem Krieg aufgestellt worden sind, wissen wir, dass als Arbeitgeber für die über 100 Gefangenen auch die Konservenfabrik Habekost und die Brennerei fungierten.[2] Die Arbeitgeber mussten für die Bewachung sorgen. Die Behandlung der Gefangenen hing ab vom Verhalten der Wachmannschaften und der Arbeitgeber.
Die Gedenktafel in Erinnerung an das Kriegsgefangenenlager wurde am 27. Januar 2019 aufgestellt. Sie steht an der Seitenwand des Supermarktkomplexes am Lindenweg, dem Nachfolgebau des Tornescher Hofes.
Zum Hintergrund: Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion erfolgte im Juni 1941. Das Überleben der Kriegsgefangenen war nicht vorgesehen. Die Gefangenen, es waren in der Roten Armee auch Frauen darunter, wurden als „Untermenschen“ betrachtet, getötet oder dem Sterben überlassen. Eine Minderheit von ihnen hat überlebt, da die deutsche Kriegswirtschaft Arbeitssklaven benötigte und sie ins Deutsche Reich verfrachtete. 3,3 Millionen sowjetische Kriegsgefangene kamen um oder wurden erschossen, allein 2 Millionen zwischen Juni 1941 und Februar 1942.