Gedenktafel Sowjetisches Kriegsgefangenenlager

Bauplan Neueinbau eines Kriegsgefangenenlagers in den Tornescher Hof 1942 durch die Gemeinde Tornesch. (Stadtarchiv Tornesch Nr. 417)
Ausschnitt Bauantrag der Gemeinde Tornesch vom 18.06.1942 Einbau des Kriegsgefangenenlagers in den Tornescher Hof. (Stadtarchiv Tornesch Nr. 417)
Gedenktafel Kriegsgefangenenlager Tornesch
Lindenweg 2, Tornesch

Im Juni 1942 wurde in Tornesch von der Gemeinde ein Kriegsgefangenenlager für Sowjetsoldaten errichtet. Dafür wurden Teile des Tornescher Hofes um­gebaut.[1] Die Gefangenen mussten abge­sondert von Kriegsgefangenen anderer Nationen oder zivilen Zwangsarbeitern untergebracht werden. Sie durften im Gegensatz zu anderen Gefangenen nur kolonnenweise eingesetzt werden. Es ist bekannt, dass häufig Gemeinden Kriegs­gefangene beantragt haben für kommunale Arbeiten zusammen mit örtlichen Arbeitgebern. Alles wurde über das örtliche Arbeitsamt abge­wickelt. Unterlagen aus der Kriegszeit sind vernichtet.

Aus Listen, die nach dem Krieg auf­gestellt worden sind, wissen wir, dass als Arbeitgeber für die über 100 Gefan­genen auch die Konservenfabrik Habe­kost und die Brennerei fungierten.[2] Die Arbeitgeber mussten für die Bewachung sorgen. Die Behandlung der Gefange­nen hing ab vom Verhalten der Wach­mannschaften und der Arbeitgeber.

Die Gedenktafel in Erinnerung an das Kriegsgefangenenlager wurde am 27. Januar 2019 aufgestellt. Sie steht an der Seitenwand des Supermarktkomplexes am Lindenweg, dem Nachfolgebau des Tornescher Hofes.

Zum Hintergrund: Der deutsche Angriff auf die Sowjet­­union erfolgte im Juni 1941. Das Über­leben der Kriegsgefangenen war nicht vorgesehen. Die Gefangenen, es waren in der Roten Armee auch Frauen darunter, wurden als „Untermenschen“ betrachtet, getötet oder dem Sterben überlassen. Eine Minderheit von ihnen hat überlebt, da die deutsche Kriegs­wirtschaft Arbeitssklaven benötigte und sie ins Deutsche Reich verfrachtete. 3,3 Millionen sowjetische Kriegsgefangene kamen um oder wurden erschossen, allein 2 Millionen zwischen Juni 1941 und Februar 1942.

Veröffentlicht von Annette Schlapkohl am

Kommentieren Sie den Beitrag

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert **

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Navigiere zu
Themen
  • Arbeitslager
  • Ereignis
  • Jugend
  • Nazi-Organisation
  • Person
  • Verfolgung
  • Widerstand
  • Alle Kategorien aktivieren