Im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Tornesch.
Hier stand im Zweiten Weltkrieg eine Baracke der Brennerei Tornesch zur Unterbringung von polnischen und ukrainischen Zwangsarbeitern sowie französischen Kriegsgefangenen.
Die jüngste Bewohnerin der Baracke war 12 Jahre alt.
Die Zwangsverpflichteten stellten 1944 mit 36 Personen ein Viertel der Belegschaft des Brennereibetriebes. Stacheldraht um das Gebäude oder eine besondere Bewachung war nicht vorgesehen.
Die Arbeiter und Arbeiterinnen waren auf ihrer Kleidung mit einem O für Ostarbeiter bzw. einem P für Pole gekennzeichnet, der Kontakt zur Bevölkerung war verboten.
Von 1939 bis 1945 wurden in der Landwirtschaft, den Baumschulbetrieben und der Industrie zahlreiche Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen vor allem aus Polen und der ehemaligen Sowjetunion eingesetzt.
Tornesch, den 27. Januar 2002.
Soweit der Wortlaut der Gedenktafel. Ergänzend kann hinzugefügt werden, dass in der Baracke auf der einen Seite die Ostarbeiter und auf der anderen Seite etwa 15-20 französische Kriegsgefangene in doppelstöckigen Etagenbetten untergebracht waren. Aus der Bauzeichnung des Architekten der Baracke Klaus Groth vom 7. Mai 1942 geht Näheres über Zeitpunkt und Ausgestaltung des Baus hervor.[1] Bauherrin des Gebäudes auf Gemeindegrund war die Tornescher Futterhefegesellschaft, die Teil des Brennereibetriebes war. Der Raum der Ostarbeiter war mit einer zusätzlichen Revierstube für den Lagerleiter versehen, der Schlafraum der Franzosen maß etwa 8 x 8 m. Über die Unterkunftsbaracke hieß es knapp: „behelfsmäßig für Kriegsdauer“. Das Essen kam aus der in der Mitte des Gebäudes gelegenen Lagerküche, in der eine Belgierin arbeitete. Die französischen Kriegsgefangenen wurden besser verpflegt und erhielten gelegentlich Pakete vom Internationalen Roten Kreuz.[2] Die Leitung des Lagers oblag dem Brennereiangestellten Walter Schirrmeister (Jahrgang 1891) aus Elmshorn. Ihm war ein männlicher und ein weiblicher Ostarbeiter als Hilfskraft zugewiesen, darunter im August 1944 die 12-jährige Lydia Labunski.[3]
Autorin des Beitrages: Annette Schlapkohl, Tornesch.