Anna Wieneg wurde am 18. Februar 1870 in Rothenmeer bei Wilster geboren. In erster Ehe hatte sie acht Kinder. Davon starben sieben in frühester Jugend. Der Ehemann starb 1911 an Tuberkulose. 1914 heiratete sie erneut. Ein Sohn fiel 1917 im Alter von 29 Jahren im Ersten Weltkrieg.
Vom 9. Juni bis 10. August 1923 war sie nach ehelichen Eifersuchtsdramen in die „Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt bei Neustadt” eingewiesen worden. Die ärztliche Diagnose lautete „Paranoia”.
Am 18. April 1931 zog Anna Wieneg nach Horst, Schulstraße 21. Als Beruf wurde „Haushälterin” angegeben. Am 9. August 1944 wurde sie – 74-jährig –in die „Landesheilanstalt Schleswig-Stadtfeld” eingewiesen. Am 14. September 1944 erfolgte ihre Verlegung aus „kriegsbedingten Gründen” in die „Landesheil- und Pflegeanstalt Obrawalde” bei Meseritz (Pommern, heute Polen). Am 2. Oktober 1944 ist sie dort angeblich an „Altersschwäche” gestorben. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass sie im Zuge der „Euthanasie” des nationalsozialistischen Regimes ermordet wurde.
Am 3. März 2012 verlegte der Künstler Gunter Demnig, der die „Aktion Stolpersteine” ins Leben gerufen hat, vor dem Haus Schulstraße 21 in Horst einen „Stolperstein”. Er trägt die Inschrift: „HIER WOHNTE / ANNA WIENEG / JG. 1870 / EINGEWIESEN 1944 / HEILANSTALT SCHLESWIG-STADTFELD / „VERLEGT“ 14.9.1944 / HEIL- UND PFLEGEANSTALT / OBRAWALDE-MESERITZ / ERMORDET 2.10.1944”
Quelle: Ortsarchiv Horst