Bürgermeister Heinrich Stamerjohann in Horst

Der Horster Bürgermeister Heinrich Stamerjohann
1. Mai 1933
Eichenhof, 25358 Horst

Heinrich Stamerjohann (*3. Nov. 1871 Haseldorf †30. Okt. 1959 Horst) war der Sohn des Domänenpächters Hinrich Stamerjohann in Haseldorf. Er besuchte 1878-81 die Volksschule in Haseldorf, 1881-84 die Mittelschule in Uetersen und 1884-89 das Realgymnasium in Altona. Danach war er im elterlichen Betrieb und auf einigen mecklenburgischen Großgütern landwirtschaftlich tätig. Später wurde er Eigentümer eines bis zu 30 ha großen Hofes mit ca. 40 ha Pachtland in Haseldorf. Zu dieser Zeit war er bereits politisch tätig und gehörte seit 1906 dem Kreistag von Pinneberg an. 1912-18 war er Vorsitzender des Turnvereins Haseldorf von 1909 e.V. Während des Ersten Weltkriegs wurde er an der Front als Offizier eingesetzt und später als Major der Reserve entlassen. 1917 kaufte er den Eichenhof in Horst.
Nach dem Krieg widmete er sich neben dem Wiederaufbau seines Hofes wieder der Kommunal-, Kreis-, Provinzial- und Landwirtschaftspolitik. 1922 wurde Stamerjohann zum Amts- und Gemeindevorsteher von Horst gewählt. Bei der letzten freien Kommunalwahl im März 1933 stellte die Liste der Bürgerlichen Arbeitsgemeinschaft, die sich aus Bauern und Handwerkern zusammensetzte und der Stamerjohann angehörte, die stärkste Fraktion im Gemeindeparlament. Ohne die Stimmen der NSDAP und bei Enthaltung der SPD wurde er erneut zum Amts- und Gemeindevorsteher gewählt und 1934 für zwölf Jahre zum Gemeindevorsteher berufen.
Um auch unter den neuen nationalsozialistischen Machthabern in seinen Ämtern bleiben zu können, trat Stamerjohann am 1. Mai 1933 der NSDAP bei. Am 1. Okt. 1934 trat er in das NSKK ein, hier wurde er Sturmführer. Zwischen ihm und dem 1938 nachrückenden Ortsgruppenleiter der NSDAP Koopmann kam es immer häufiger zu Spannungen. Aus diesem Grund legte Stamerjohann im März 1943 seine Ämter als Bürgermeister und Amtsvorsteher nieder. Einige Male wurde er vom NSDAP-Parteigericht bestraft; u.a. wegen „zu guter Behandlung“ seiner polnischen Zwangsarbeiter. Im Juli oder August 1944 endete Stamerjohanns NSDAP-Parteimitgliedschaft.
Bereits im Juni 1945 setzte ihn die britische Militärregierung erneut als Bürgermeister ein und beauftragte ihn zur Zusammenstellung einer Gemeindevertretung. Im Mai 1946 trat er endgültig von diesem Amt zurück und verließ auch die Gemeindevertretung, wahrscheinlich weil das Entnazifizierungsverfahren gegen ihn eingeleitet worden war.

Quelle: Horst Lexikon, Horst 2009

Veröffentlicht von Michael Plata am

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