Alwine Pernack, geb. Essegern, wurde 1883 in Altona geboren und besuchte in Trittau die Volksschule. Nach dem Schulbesuch war sie als Hausgehilfin und Reinigungskraft beruflich tätig. Im Jahr 1914 heiratete sie in Hamburg den Arbeiter Johann Pernack. Aus der Ehe gingen die Söhne Alwin und Helmuth hervor, mit denen das Paar im Altonaer Stadtteil Ottensen lebte.[1]
Alwine Pernack war eine politisch interessierte Frau. 1930 schloss sie sich der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und der Roten Hilfe an. Letztere verstand sich als politische Hilfsorganisation, die sich gegen staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Vertreter der Arbeiterbeweung wandte. [2]
Auch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten blieb Alwine Pernack ihren politischen Überzeugungen treu und widersetzte sich den Nationalsozialisten: In Ihrer Wohnung in Ottensen nahm sie die verbotenen kommunistischen Publikationen „Hamburger Volkszeitung“, „Rote Fahne“ und „Klassengewerkschaftler“ entgegen und verteilte diese von hier aus an andere NS-Gegner. Diese illegale Verteilerstelle blieb den Nazis jedoch nicht unbemerkt. Durch eine Denunziation wurde Alwine Pernack am 17. Mai 1934 in „Schutzhaft“ genommen.[3] Die Gestapo-Mitarbeiter misshandelten sie, sperrten sie anfangs 14 Tage in Einzelhaft und acht Tage in Dunkelarrest.[4] Mit acht weiteren Kommunisten wurde Awine Pernack von dem Hanseatischen Oberlandesgericht wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ angeklagt[5] und im Mai 1935 nach einem Jahr Haft entlassen.[6]
Sieben Monate nach Ihrer Haftentlassung wurde ihr damals 27-jähriger Sohn Alwin Pernack in Hamburg festgenommen.[7] Auch er wurde vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ angeklagt und zu einer dreijährigen Zuchthausstrafe verurteilt.[8] Die Haftstrafe musste er im Zuchthaus Bremen-Oslebshausen verbringen. Nach der Entlassung zog er erst einmal für ein halbes Jahr zu seinen Eltern nach Quickborn-Heide und dann weiter nach Hamburg-Altona.[9] Von der Haftentlassung erholte sich Alwin Pernack jedoch nicht mehr. Im November 1939 nahm er sich in Hamburg das Leben.[10]
Wenige Wochen nachdem Alwine Pernack verhaftet wurde, zog ihr Ehemann mit dem jüngsten Sohn nach Quickborn-Heide in den Heideweg. Nach der Haftentlassung zog die Mutter hinzu.[11] Hier lebte die Familie zurückgezogen unter ärmlichen Verhältnissen in einem schlichten Holzhaus. Das Dach bestand aus Dachpappe[12] und in dem Haus selbst befand sich kein fester Fußboden aus Stein oder Holz.[13] Johann Pernack war in Quickborn-Heide bei der Firma Lenschow als Arbeiter tätig.[14]
Fast zwei Jahre nach dem Tod von Alwin Pernack starb auch der zweite Sohn Helmuth. Er fiel 1941 mit 21 Jahren in Rußland im Krieg.[15] Im März 1945, wenige Wochen vor Kriegsende, verlor Alwine Pernack auch ihren Ehemann. Er verstarb mit 56 Jahren.[16]
Nach dem Ende des Nationalsozialismus trat Alwine Pernack wieder der kommunistischen Partei bei. Deren Ortsvorsitzende, Julius Stubbe, unterstütze die alleistehende und mittellose Frau. Am 30. Juli 1950 verstarb Alwine Pernack in Quickborn mit 67 Jahren.[17] Die Finanzierung des Grabes auf dem Quickborner Nordfriedhof übernahm die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN).[18]
Das Wiedergutmachungsverfahren von Alwine Pernack verlief in der Nachkriegszeit sehr schleppend. Im November 1951 – 16 Monate nach ihrem Tod – wurde ihr eine Haftentschädigung in Höhe von 1.200 DM durch das schleswig-holsteinische Landesministerium des Innern abschließend zuerkannt.[19]
Noch heute ist der Grabstein, inzwischen ebenerdig im Boden liegend, auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofes zu besichtigen. Es ist zu wünschen, dass das Grab dieser mutigen Frau bestehen bleibt.