Albert Hirsch wurde am 24. September 1878 in Mogilno (Posen) geboren. Seine Eltern waren Fleischermeister Wilhelm Hirsch und
Ernstine, geb. Baszynska. Albert heiratete am 15. November 1919 in Elmshorn seine Frau Gertrud, geb. Schmerl. Gertrud war
Witwe und brachte ihren Sohn Horst mit in die Ehe. Albert und Gertrud bekamen am 16. Oktober 1920 einen gemeinsamen Sohn, den sie
Heinz-Walter nannten. Die Familie Hirsch wohnte in der Lornsenstr. 35. Albert Hirsch war der Besitzer der Konservenfabrik Hirsch
am Gerlingsweg. Im Israelitischen Kalender von 1926/27 erschien folgende Anzeige:
„Gemüse- und Obstkonserven in feinster
Qualität, hergestellt unter Aufsicht des
Oberrabbiner Dr. Carlebach, Altona –
Holsteiner Konservenfabrik Albert Hirsch,
Elmshorn.“
Albert Hirsch war ein sehr angesehener Mitbürger. Er war Ersatzdeputierter und über mehrere Jahre Vorsteher der Elmshorner
Gemeinde. Albert Hirsch war der letzte freigewählte Vorsteher. Mit Beginn des Nationalsozialismus begann auch der
Niedergang der Fabrik und schwere Jahre für die Familie Hirsch.
Seit Juni 1935 durfte auf den Geschäftspapieren der Fabrik nicht mehr das Elmshorner Stadtwappen stehen. Dieses
wurde in der Beigeordnetensitzung vom 12.6.1935 beschlossen. 1938 wurde die Fabrik schließlich “arisiert”, d.h. von einem
Nationalsozialisten praktisch enteignet. Wilhelm Bull, der neue Besitzer, verschickte am 1. August 1938 Briefe, in denen er sich
der Kundschaft empfahl. Jetzt prangte auf dem Briefkopf auch wieder das Elmshorner Stadtwappen. Am 16. September 1938 verstarb
Gertrud Hirsch. Ihr Sohn aus erster Ehe war mittlerweile nach Peru ausgewandert.
Zurück blieben Albert und Heinz Hirsch. Beide wurden in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 verhaftet und in das
Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Sie kamen nach einiger Zeit wieder frei.
Heinz Hirsch wanderte im Februar 1939 wie sein Stiefbruder ebenfalls nach Lima/Peru aus. Dort eröffnete er einen Auto-
Importhandel, der sehr erfolgreich war. Er lebt heute in Florida und ist dort trotz des schon sehr hohen Alters ein angesehener
Geschäftsmann.
Zurück blieb Albert Hirsch, der letzte Vorsteher der Gemeinde. Die Nationalsozialisten erpressten von ihm noch am 5.
September 1940 die Vereinbarung, dass künftig keine Beisetzungen mehr auf dem jüdischen Friedhof stattfinden sollten, da
man beabsichtigte, diesen Friedhof nach einer Übergangsfrist aufzulösen und zu bebauen.
Zu dieser Zeit wohnten in Elmshorn noch sechs Juden, darunter vier Glaubensjuden.
Im November 1941 erhielt Albert Hirsch seinen Deportationsbescheid nach Riga. Er begab sich am 1. Dezember 1941 auf den
jüdischen Teil des Ohlsdorfer Friedhofs, wo seine Frau Gertrud beerdigt worden war, und erhängte sich um 15.30 Uhr.
In den Elmshorner Nachrichten erschien am 4.12.1941 darüber eine kleine Notiz:
„Freiwillig aus dem Leben geschieden ist der frühere Besitzer der Holsteinischen
Konservenfabrik H. Man fand ihn in einem Toilettenraum auf dem Ohlsdorfer Friedhof
erhängt auf.“
Pate des Stolpersteins ist Harald Kirschninck.
Autor: Harald Kirschninck