Was bleibt
Marianne und Günter Wilke bleiben für mich und viele gedanklich immer zusammen. Man konnte von beiden etwas Entscheidendes lernen: Antifaschismus ist Bündnispolitik.
Diese Lebenserfahrung dokumentiert auch Mariannes öffentlich letzter Beitrag, den ich von Ihr kenne. Gehalten am 6. Mai 2023 auf dem antifaschistischen Stadtrundgang anläßlich des Gedenktages zur Befreiung von Faschismus und Krieg in Schleswig-Holstein vor dem Gedenkstein des Rathauses der Stadt Elmshorn. Und den wir nachfolgend dokumentieren.
Rudi Arendt Förderverein Spurensuche
Elmshorn 6.5.23
Liebe Freundinnen , liebe Freunde,
die meisten von uns kennen die Lebensläufe der hier genannten Widerstandskämpfer, deshalb will ich sie nur kurz skizzieren.
Sie sind nicht vergessen , und sie haben ein Vermächtnis hinterlassen, liebe Freunde: Solidarität.
Im KZ haben Kommunisten, Sozialdemokraten und andere Antifaschisten alle Hindernisse überwunden und haben zusammengearbeitet, um das Ziel, den Faschismus zu überwinden, zu erreichen. Solidarität war eine mächtige Kraft und sie ist es auch heute.
Solidarität mit Flüchtlingen oder Verfolgten sind für uns selbstverständlich, ich möchte über die Probleme innerhalb der Friedensbewegung sprechen.
Die Friedensbewegung ist keine homogene Organisation. In ihr organisieren sich viele sehr unterschiedliche Personen und Gruppen mit oft auch voneinander abweichenden Positionen. Das Einzige, was sie ohne Vorbehalte verbindet, ist das Ziel Frieden. Der Weg dorthin wird unterschiedlich gesehen. Hinzu kommt, dass der Krieg sich in seinen Formen, Mitteln und Strategien fortlaufend verändert, nicht zuletzt, weil sich die Beteiligung des Westens und insbesondere der Bundesrepublik verändert hat. Die Lieferung schwerer Waffen zum Beispiel. Das reflektieren Gruppen der Friedensbewegung unterschiedlich und entfernen sich immer weiter voneinander.
Das sehe ich als eine große Gefahr, liebe Freunde!
Diejenigen, die einen anderen Weg zum Frieden sehen, sind nicht unsere Gegner! Unsere Gegner sind die Kriegstreiber, die Krieg als Möglichkeit sehen, andere Völker zu unterdrücken, die Gewinne aus ihm ziehen, um ihre Interessen durchzusetzen und um selber mächtiger zu werden.
Lassen wir uns nicht spalten, liebe Freunde! Hier Solidarität zu üben, heißt solidarische Diskussion, auch wenn wir unseren Weg für den Richtigen halten und dafür kämpfen werden. Unser gemeinsames Ziel heißt Frieden, wir wollen das Vermächtnis der Widerstandskämpfer ernst nehmen.
Marianne Wilke