Landesbeauftragter für politische Bildung: Stolpersteine im Kreis Pinneberg in die App „Stolpersteine SH“ aufgenommen

Es geht um Reichweite und darum, das Interesse junger Menschen zu wecken – Stolpersteine, die im Kreis Pinneberg im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus verlegt wurden, sind jetzt in die App „Stolpersteine SH“ integriert. Dies teilte der Landesbeauftragte für politische Bildung, Christian Meyer-Heydemann anlässlich der öffentlichen Vorführung vor dem ehemaligen Krankenhaus Uetersen in der Bleekerstraße 5 mit. Hier sind 2023 die im Kreis Pinneberg bislang letzten Stolpersteine verlegt worden.

Auf dem Ge­län­de des „Blee­ker­stif­tes“ gab es im Zwei­ten Welt­krieg eine Ba­ra­cke, in der aus­län­di­sche Pa­ti­en­ten un­ter­ge­bracht wa­ren. Ab Fe­bru­ar 1943 muss­ten Zwangs­ar­bei­te­rin­nen aus dem Kreis Pin­ne­berg hier ihre Kin­der ent­bin­den. Bekannt sind die Na­men von 15 aus­län­di­schen Kin­dern, die dort im Kran­ken­haus ver­stor­ben sind. Mit einem Kopfstein und Stolpersteinen wird hier an das Schick­sal drei­er Säug­lin­ge, de­ren Müt­ter als pol­ni­sche Zwangs­ar­bei­te­rin­nen in Bil­sen und in Rel­lin­gen ar­bei­ten muss­ten, erinnert.

 

Die Projektleitung vom IT-Dienstleiter dataport um Jasmin Meziou und Erhard Vogt, Initiator der offenen Geschichtswerkstatt des SPD-Ortsvereins Uetersen und Schatzmeister des Fördervereins Spurensuche, stellten die App vor.

Nutzer können mit der Kamera ihres Mobiltelefons Stolpersteine scannen und so die Biografie des Menschen, an den dort erinnert wird, abrufen. Die App enthält zusätzlich eine Gedenkfunktion: Mithilfe von Augmented Reality kann eine Kerze am Stolperstein platziert und mit einer Gedenkbotschaft und dem eigenen Namen ergänzt werden. Die Kerzen bleiben sieben Tage in der virtuellen Realität für andere Nutzer sichtbar.

„Die App ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer digitalen Erinnerungskultur. Besonders die Möglichkeit, über eine virtuelle Gedenkkerze Anteil zu nehmen, stärkt die Auseinandersetzung mit den Stolpersteinen und den Biografien der Opfer des Nationalsozialismus“, so der Landesbeauftragte. Er hoffe mit der App insbesondere junge Menschen für diese Auseinandersetzung zu  erreichen.

Die Aufnahme der Stolpersteine im Kreis Pinneberg wurde durch unseren Förderverein maßgeblich unterstützt. Meyer Heydemann dankte den ehrenamtlich Aktiven, „die mit der Bereitstellung der Biografien der NS-Opfer einen bedeutsame Anteil an der Ausweitung der App auf den Kreis Pinneberg hatten.“

Inzwischen ist der Großteil der Stolpersteine in Schleswig-Holstein in der App integriert. „Wir wollen bis Jahresende alle Stolpersteine in die App aufnehmen“, sagt der Landesbeauftragte.

Die Stolpersteine, die Künstler Gunter Demnig seit der Jahrtausendwende verlegt, waren auf über 98 000 verlegte Steine in rund 1800 Kommunen europaweit angewachsen. Im Kreis Pinneberg inklusive Helgoland sind es fünfundsiebzig von 800 in Schleswig-Holstein.

Quelle: Pressemitteilung des Landesbeauftragten für politische Bildung, der Tipp am Wochenende www.TIP-TAGEBLATT.DE