Hamburg: Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus: Högerdamm wird in Recha-Lübke-Damm und Bella-Spanier-Weg umbenannt

Das Schulkollegium der damaligen Mädchenschule Rosenallee. Bella Spanier (oben, 2. von links) und Recha Lübke (unten, 5. von links)
Bild: © Stadtteilinitiative Münzviertel

 

Der Högerdamm in Hammerbrook wird in Recha-Lübke-Damm und Bella-Spanier-Weg umbenannt.

Damit werden zwei langjährige jüdische Lehrerinnen geehrt, die in unmittelbarer Nähe an der damaligen staatlichen Mädchenschule in der Rosenallee 11 gearbeitet haben, ehe sie von den Nationalsozialisten umgebracht wurden. Recha Lübke ist mit dem Verdienstkreuz für besonderen Einsatz in der Heimat im ersten Weltkrieg ausgezeichnet worden und engagierte sich ehrenamtlich in der Deutsch-Israelitischen Gemeinde. ​​​​​​​

Die Behörde für Kultur und Medien hatte 2020 eine Kommission einberufen, die Entscheidungskriterien für den Umgang mit NS-belasteten Straßennamen in Hamburg entwickeln und Empfehlungen zu möglichen Umbenennungen aussprechen sollte. Diese hatte 2022 unter anderem empfohlen, den Högerdamm umzubenennen. Der namensgebende Architekt Fritz Höger, der unter anderem das Chilehaus entwarf, hat eine völkische und antisemitische Weltanschauung vertreten und war bereits 1932 Mitglied der NSDAP. Die neuen Namensvorschläge stammen von der Stadtteilinitiative Münzviertel. Die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte stimmte ihnen zu und sie wurden daraufhin von der Senatskommission beschlossen.
Die Hauptstraße des ehemaligen Högerdamms heißt künftig Recha-Lübke-Damm und die von diesem nach Norden abgehende Sackgasse, die ehemals ebenfalls Högerdamm hieß, heißt nun Bella-Spanier-Weg. Weiterlesen

In Elmshorn wurde 1985 eine Straße am Adenauerdamm in Högertwiete benannt: Fritz Höger – Architekt, „Aktiver Nationalsozialist“, Antisemit und sein „kulturelles Erbe“ – Anhaltspunkte für eine Straßenumbenennung in Elmshorn  Weiterlesen

 

Studie zu NS-Vergangenheit: Fritz-Höger-Preis umbenannt

Die Initiative »Bauen mit Backstein« hat den von ihr ausgelobten Wettbewerb für herausragende Backstein-Architektur 2022 umbenannt. Grund dafür ist eine Studie des Hamburger Historikers Prof. Thomas Großbölting zur NS-Vergangenheit Fritz Högers. Sie bescheinigt dem bisherigen Namensgeber völkisch-nationalistische, rassistische und antisemitische Ansichten. »Wollte man heute einen Namen für einen Architekturpreis wählen, dann stünde Höger wohl nicht an erster Stelle. Seine politischen Überzeugungen sind überhaupt nicht kompatibel mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung«, so Historiker Großbölting. Die Umbenennung des Architekturpreises sollte v.  a. seinem internationalen und progressiven Charakter gerecht werden – dies scheint nun gelungen: Neuer Namensgeber ist Erich Mendelsohn (1887-1953), einer der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Am bekanntesten sind seine Werke der 1920er Jahre, die sich der expressionistischen und organischen Architektur zuordnen lassen, darunter der Einsteinturm in Potsdam. Weiterlesen