Kommentar von Jens Binckebanck vom 23. Januar 2022 um 22:31 Uhr
Zur Spur „„Da haben wir ja hier Glück gehabt“ – Räumungstransport mit Halt in Glückstadt”

Sehr geehrter Herr Gruenert, Herr Plata, den ich in CC gesetzt habe und hiermit gegrüßt ist, hat mir freundlicherweise Ihre Nachfrage zu dem Mord am Glückstädter Bahnhof geschickt. Ich, als verantwortlicher Lehrer des SchülerInnenporjektes freue mich sehr über Ihr Interesse und gehe selbstverständlich auf Ihre Fragen ein. Nach dem Leichnam wurde meines Wissens niemals gesucht, er wurde nicht identifiziert und auch über den Ort der Erschießung können nur plausible Mutmaßungen angestellt werden. Dass wir darüber nichts wissen, liegt u.a. daran, dass sich die Staatsanwaltschaft in der Vorbereitung des Prozesses gegen Kleemann im Jahr 1951 auf Tötungen und Ereignisse in Brunsbüttel konzentrierte, da sie hier vermutete, dass die Erfolgsaussichten für eine Verurteilung hier höher gewesen seien. Erschwerend für die Staatsanwaltschaft kam hinzu, dass Jacek Poczman, der Zeuge für die Ermordung in Glückstadt mittlerweile nach Australien ausgewandert war und Ende der 40er und Anfang der 50er Jahre noch nicht üblich war in NS-Verfahren über Botschaften Zeugen zu vernehmen. Daher wurde die Ereignisse in Glückstadt niemals publik, sondern liegen "nur" als Zeugenaussage in den staatsanwaltichen Ermittlungsakten vor. Und mit dem Ende des Verfahrens und dem skandalösen Freispruch Kleemanns wurde die Akte geschlossen und somit verschwand auch die Aussage für Jahrzehnte in die Archive und mit den Akten verschwand die Erinnerung an den Mord in Glückstadt. Ich hoffe, ich konnte Ihre Fragen beantworten und stehe Ihnen gerne für eventuelle weitere Fragen zur Verfügung. Viele Grüße Jens Binckebanck

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